Test: Solid State Logic Fusion
Viele Studios, Produzenten und sich selbst produzierende Musiker arbeiten heute ‚In the Box‘, zum einen aus wirtschaftlichen, zum anderen aus Gründen des Komforts. ‚In the Box‘ ermöglicht die Speicherung aller statischen und dynamischen Parameter, ich kann im Produktionsablauf an mehreren Projekten gleichzeitig werkeln und jederzeit in einen Song springen, an dem ich vor drei Wochen das letzte Mal gearbeitet habe. Ich öffne das Projekt und voilà – alles ist wieder genauso, wie ich es verlassen habe. Ich betrachte dies als eine neue Form der Intuition, in diesem Moment spontane Änderungen beschließen zu können, denn ich nutze einen größeren zeitlichen Abstand, mich selbst aus einer gewissen Distanz heraus zu beurteilen. Der Nachteil: Wenn ich in drei Wochen wieder an diesem Song arbeite, habe ich möglicherweise ganz spontan neue Änderungsideen und vielleicht werde ich so niemals fertig. Wir wollen uns aber nichts vormachen. ‚In the Box‘ ist die Arbeitsweise der Gegenwart und der Zukunft. Allerdings steht es natürlich jedem frei, andere Prioritäten zu setzen, auf den Klang und nicht einzig auf die Bequemlichkeit und Wiederholbarkeit, von der alle Studiokunden heute wie selbstverständlich ausgehen, und so gibt es immer noch viele Kollegen, die analoges Equipment einsetzen, um das Besondere, das Individuelle und die eigene Identität mit analogen Hilfsmitteln zu unterstreichen. Genau hier setzt Solid State Logic mit Fusion den Hebel an – das Typische aus dem analogen Gewürzregal in einer 19-Zoll-Kiste.
Die Diskussion darüber, ob digitale Emulationen analogen Klangs wirklich exakt der analogen Realität und Qualität entsprechen, wird wahrscheinlich niemals enden, bis zu dem Tag, an dem die digitale Emulation analoger und besser als das Original klingt. Für den Moment würde ich sagen, dass ‚Analog-Plug-Ins‘ für viele bereits ‚gut genug‘ sind, das Geld für kostspielige Hardware zu sparen. Für die Anhänger der Gourmet-Küche ist der kleine Unterschied jedoch ein ausschlaggebender Grund, den Aufwand analoger Bearbeitung in Kauf zu nehmen oder gar mit großer Freude zu zelebrieren. Eine solche Produktion muss am Ende des Tages fertig sein. Ich kann sie nicht Wochen später einfach wieder aufrufen und kleine, möglicherweise sogar ziemlich sinnentleerte Änderungen vornehmen. Der Reiz der endgültigen Entscheidung und die Sicherheit, dass etwas wirklich fertig ist, in diesem einen Moment, wird zwar durch die mangelnde Flexibilität der Analog-Hardware erzwungen, aber das hat auch seine unbedingten Vorteile, wie ich aus eigener Erfahrung früherer Jahre, und auch ganz aktuell, zu berichten weiß. Der Markt bietet heute sehr viele analoge Geräte, die sich auf technisch hohem Niveau bewegen, und genauso viele reizvolle Farben stehen damit zur Auswahl. Dass das schnell ins Geld gehen kann, wissen viele von Ihnen aus eigenem Erleben. Wäre es nicht schön, ein Gerät zu haben, mit dem man viele Klangfarben generieren und an vielen Stellen den Hebel ansetzen kann? Insofern ist unser Testkandidat von Solid State Logic so etwas wie eine ‚analoge Emulation typischer analoger Klangeigenschaften‘. Das wollen wir uns hier einmal genauer ansehen. Solid State Logic ist für die meisten immer noch der Inbegriff analoger Flaggschiff-Konsolen mit einem begehbaren Netzteil-Schrank. Viele dieser Konsolen sind heute noch in Betrieb und genießen ein mehr oder weniger vitales Leben, manche fristen leider nur noch das mit viel Strom beheizte Dasein einer Ablagefläche, andere wiederum sind nach wie vor die Klang-Steuerzentrale des Studios. Solid State Logic hat sich unterdessen den erdrutschartigen Veränderungen im Markt folgend auf andere Stärken und Produkttypen besonnen. Jüngster Spross aus Begbroke Oxford ist zum Beispiel der Desktop-Mixer SiX, eine Miniaturausgabe einer SSL-Konsole, sozusagen der Kinderteller auf der analogen Speisekarte oder das kleine gebackene Brötchen. Das sind aber die Produkte, die heute in einem breit gefächerten und zerklüfteten Markt zu funktionieren scheinen.