Test: RTW MM3 Music Meter

Die Geschichte des Traditionsherstellers RTW reicht bis in das Jahr 1965 zurück. Die umfangreiche Produktpalette, die RTW über die Jahrzehnte zur Marktreife gebracht hat, wird allerdings von einem Produkt dominiert, und das ist das RTW Peakmeter. Als Inbegriff der Pegeldarstellung mittels Plasma-Display, findet man es auch heute noch zahlreich in den Studios dieser Welt. Es gelingt nicht oft, dass eine generische Produktgattung mit einem Firmennamen bezeichnet wird. Ein Peakmeter ist eben ein RTW, so wie auch ein Papiertaschentuch ein Tempo ist. Allerdings sind die Glanzzeiten der Plasma-Technologie vorbei und der hochauflösende Bildschirm hat das Regiment übernommen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die heutigen Anforderungen an die Signalvisualisierung die einfache Balkendarstellung überfordern würden. Das Kürzel RTW stand dereinst für ‚Radiotechnische Werkstätten‘, doch bereits 1971 erblickte das erste Peakmeter das Licht der Welt. Noch unter der Führung des Ehepaars Twelker und des Firmengründers Rudolf Twelker erfolgte der Übergang von der Plasma-Technik zur Bildschirmdarstellung. Obwohl es schon 1991 ein Peakmeter mit Loudness-Darstellung gab, lange bevor der R128-Standard gesetzt wurde, erfolgte bereits 1993 die Entwicklung der ersten Sichtgeräte und Ende der 90er Jahre die Einführung des SurroundMonitors, der mit neuen Darstellungsformen die Signalmessung noch einmal revolutionierte. 2007 übernahm Andreas Tweitmann das Unternehmen als alleiniger Inhaber und Geschäftsführer. Seither sind viele neue Formen des Sichtgeräte-Konzepts mit hochauflösenden Bildschirmen entstanden, die dem zeitgemäßen Bedarf für Signalmessungen folgen.

Die Veränderungen der Studiolandschaft erforderten auch ein Umdenken im Profilager. Zahlreiche Plug-In-Konkurrenz, die plötzlich auch Signale in jedweder Form messen und darstellen konnte, drängte auf den Markt und löste auch beim Marktführer für Signalmessung neue konzeptionelle Gedanken aus. So brachte RTW 2014 mit den Masterclass Plug-Ins erstmals ein rein software-basiertes Messinstrument auf den Markt, in der Folge aber auch bezahlbarere Hardware-Lösungen mit TM3 Touch Monitor, TM3 Primus und dem hier zur Debatte stehenden MM3 Music Meter mit ‚Smartphone-Formfaktor‘. Pegel- und Signalmessungen an bestimmter Stelle immer sichtbereit zu halten, ist einer der großen Vorteile von Hardware-Lösungen. Die dauerhafte Darstellung eines Plug-In-Fensters nimmt Platz weg und verdeckt die Sicht auf andere wichtige Elemente der DAW. Wer sich in der Königsklasse der Signalmessung bewegen möchte, wird aber dennoch nicht darum herum kommen, mehr Geld für einen TouchMonitor der TM7/TM9-Serie auszugeben, was viele, auch kleinere Tonstudios, auch tatsächlich tun. Mit dem MM3 Music Meter hat RTW einen guten Kompromiss gefunden, für vergleichsweise wenig Geld die Vorzüge einer Hardware-Lösung in einem kompakten Paket umzusetzen, das alles zeigt, was man heute über ein Signal wissen muss.