Test: LG UltraWide 38UC99-W Studio-Display

Es ist ja außerordentlich selten, dass ich für meine Redaktionsarbeit ein Testgerät unmittelbar einsetzen kann. Ich glaube sogar, dies ist das erste Mal, denn ich sitze gerade vor diesem unglaublichen 21:9 Display und schreibe. Der Begriff ‚Studio-Display‘ stammt von mir, denn wir Audioleute sind sicher nicht die Einzigen, die von der Qualität dieses Displays profitieren können. Wir bleiben natürlich Audio-Experten, weshalb ich ein QHD+ IPS Display natürlich nicht wirklich testen kann, was die Bildqualitäten betrifft. ‚Sieht super aus und macht einen Höllenspaß‘, ist daher die einzige, wenig qualifizierte Aussage über die Bildqualität dieses neuen Bildschirms, die Sie in diesem Test finden werden. Dieser Test bezieht sich vielmehr auf die Ergonomie und die technischen Möglichkeiten, die dieses Produkt im Produktionsbetrieb zu bieten hat. Es ist höchst selten, dass ein weltumspannend tätiger Hersteller von TV/Audio/Video, Smartphones und Haushaltsgeräten sich tatsächlich einer winzigen Randgruppe von Anwendern direkt zuwendet, nämlich den Insassen des professionellen Audiomarktes. Auch Aussagen über die Qualität des integrierten Soundsystems werde ich hier nicht treffen, jedoch könnte man ja leicht auf die Idee kommen, es als alternative Abhöre in der Produktion einzusetzen. Ich habe schon länger die Idee im Kopf, meinen 48-Zoll-Fernseher im Studio, der natürlich als reines Display genutzt wird, als alternative Abhöre einzubinden, um hören zu können, wie meine Master auf dusseligen TV-Lautsprechern klingen. Aber das ist jetzt nicht das Thema hier.

Dass sich die Ergonomie von Audioarbeitsplätzen dramatisch verändert hat, muss ich sicher nicht weiter betonen. Das ‚Studio‘ definiert sich heute in erster Linie durch die Anzahl der angeschlossenen Displays und hier liegt auch der bestimmende Faktor im Produktionsprozess. Eine DAW besteht in der Regel aus drei optischen Komponenten oder ‚Darstellungsmodulen‘ – Timeline, Mixer und Plug-Ins. Es ist leicht nachvollziehbar, dass der Umfang der möglichen Darstellung in unmittelbarem Zusammenhang mit der Bildschirmauflösung steht. Je höher die Auslösung, desto mehr Fader oder längere Wellenformen können wir sehen. Abhängig davon ist die Größe des Displays entscheidend, ob die optische Ergonomie stimmt. Je mehr Auflösung, desto kleiner die Darstellung auf einem gegebenen Display. Wird sie zu klein für eine komfortable Betrachtungssituation, ist auch das Display zu klein oder zu weit weg aufgestellt. ‚Leider‘ gibt es in einem Tonstudio einen zwingenden Faktor, der keine Variabilität zulässt und auch nicht verhandelbar ist, und das ist die Aufstellung der Abhörlautsprecher. In einem typischen Setup sehen wir eine gegebene Stereo-Basisbreite, die eine gewisse Aufstellungsbreite für die Displays vorgibt. Displays, die im Abhörweg stehen, verursachen Beugungseffekte, die die Übertragungsfunktion der Lautsprecher empfindlich stören können. Wir haben dazu schon vor vielen Jahren akustisch-messtechnische Untersuchungen gemacht und herausgefunden, dass der Störfaktor mit Einbrüchen im Übertragungsfrequenzgang, die leicht 6 dB oder mehr betragen können, erheblich ist. Also wird die räumlich oder geometrisch richtige Kombination von Lautsprechern und Displays zur goldenen Regel für die optimale Arbeitsplatzgeometrie. Das Aufrufen von Plug-Ins nimmt dabei einen wesentlichen Aspekt ein, denn die Plug-In-Fenster versperren uns den Blick auf Timeline oder Mixer. Oft möchte man aber beides im Auge behalten können. Das Studio früherer Ausprägung erlaubt keinen so direkten Vergleich mit heutigen Arbeitsweisen, jedoch erlaubte die Hardware stets den Gesamtüberblick über alle Funktionen und Abläufe. Damals konnte noch niemand wissen, dass jeder Mischpultkanal in einer DAW gleich mehrere ‚Bearbeitungsgeräte‘ beinhalten könnte, also ist dementsprechend eine vollständige Übersicht über die gesamte Produktionsumgebung ein Ding der Unmöglichkeit. Controller-Konzepte mit schnellem Zugriff helfen hier sicherlich, aber sind trotzdem keine vollständige Lösung. Insofern bleibt uns die Option, mit großen, hochauflösenden Displays so viel Übersicht wie möglich zu gewinnen. Und hier kommt unser Testkandidat, der LG 38UC99-W ins Spiel. Natürlich ist dieses Display, das übrigens noch in einer ‚kleineren‘ 34-Zoll-Variante erhältlich ist, nicht allein für uns ‚Audioten‘ entwickelt worden, sondern in erster Linie für die grafische und die Videoarbeit oder für Schreiberlinge wie mich, die generell viel bei der Arbeit sehen müssen, jedoch betreibt LG eine separate Micro-Site, die sich speziell an die Audio-Anwender richtet.