Test: Kii Audio Three Pro
Eigentlich ist der Kii Three kein ‚reiner‘ Studiomonitor, denn die derzeit in audiophilen Gefilden Furore machende HiFi-Version unterscheidet sich von der Pro-Version lediglich durch die Lackierung. Das frische, lebensbejahende Dunkelgrau, das neben zahlreichen unscheinbaren 19-Zoll-Kisten auch die Kii Three Pro-Version kennzeichnet, scheint die Produktionswelt nach wie vor magisch anzuziehen, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht steckt dahinter nichts weiter als der Wunsch, den Lautsprecher als Schallquelle oder ganz generell die Werkzeuge im Regieraum optisch in den Hintergrund treten zu lassen? Aber der Reihe nach. Wie einfach wäre die Welt, wenn es nur noch einen einzigen Referenzlautsprecher gäbe, gleichermaßen für die Produktion im Studio und den Hörgenuss im Wohnzimmer. Alles spricht dafür, aber die sture, über Jahrtausende uneinsichtige Physik ist dagegen, denn der Raum, in dem der Lautsprecher spielt, hat elementaren Einfluss auf das Klangergebnis. Diesen Einfluss zu minimieren, ist ein wesentlicher Bestandteil des Kii Three Entwicklungskonzepts, das gleichermaßen dem Genusshörer zu Hause und dem Engineer im Studio zugutekommen soll. Die Idee des Beam-Steerings oder eines kontrollierten, gerichteten Abstrahlverhaltens ist keinesfalls neu, denn sie findet sich in Line-Arrays bei der Konzertbeschallung ebenso wieder, wie bei der mechanisch umgesetzten Bassniere der K-Lautsprecherserie aus dem Hause Musikeletronic Geithain, bei Barefoot oder in diversen Entwicklungen aus der HiFi-Lautsprecherszene. Die Art und Weise der Umsetzung mit innovativen Mitteln der DSP-Technologie bei Kii Audio klingt jedoch nach einem neuen Weg, den bisher nur wenige Entwickler beschritten haben dürften.
Im Kontrast zwischen Produktion und Hörgenuss stellt sich immer wieder die Frage, ob ein Lautsprecher zu Hause auch eine mäßige Musikaufnahme verschönern und zum besonderen Erlebnis machen sollte, oder ob man dem Hörer die Aufnahme so zumuten darf, wie sie tatsächlich klingt. Der Idealfall ist natürlich, beide, Toningenieur und Musikhörer, erleben das Gleiche. Wenn beide ‚richtig‘ hören, ist eine gemeinsame Grundlage geschaffen, die eine ‚Kommunikation auf Augenhöhe‘ ermöglicht. Die Unterschiede zwischen der Raumakustik in einem kontrollierten Abhörraum oder dem heimischen Wohnzimmer werden sich jedoch nie gleichziehen lassen, weshalb die Idee, den Lautsprecher für Raumeinflüsse unempfindlicher zu machen, einen wichtigen Schritt zum Hörideal darstellt. Ehrliche Lautsprecher haben mir nicht nur einmal den Spaß an einer musikalisch geliebten Produktion verdorben und das könnte mit der Kii Three im Wohnzimmer auch den stolzen Besitzern eines so ausgeklügelten Lautsprechersystems passieren. Wie wir wissen, hat sich die Studiolandschaft über zwei Jahrzehnte dramatisch verändert. Beinahe jeder kann heute ein Produktionssystem auf Rechnerbasis bezahlen und dank Preset-Vielfalt auch bedienen. Das muss aber nicht heißen, dass die ein solches System umgebende Raumakustik nach professionellen Gesichtspunkten geplant und gebaut wurde. So ist auch in diesem Fall ein Lautsprecher, der Raumeinflüsse zu minimieren imstande ist, eine großartige Hilfe. Raumakustische Probleme treten vor allem im Bereich tiefer Frequenzen und bei der Schallführung für eine präzise Lokalisierung innerhalb des Stereobildes auf. Während Letzteres vergleichsweise leicht und mit einfachen Mitteln optimiert werden kann, sind die tiefen Frequenzen nur mit sehr viel Aufwand zu bändigen (siehe auch unser Raumakustik & Studiobau Special vom Juli dieses Jahres). Hier setzt der Kii Three konzeptionell an und bietet ein Schallfeld, das bis ‚kurz vor‘ 50 Hz als Niere arbeitet. In Wandnähe aufgestellt, also in einem für die kugelförmige Abstrahlung bei 50 Hz und darunter ‚ungefährlichen‘ Abstand, lassen sich die zu erwartenden Pegelüberhöhungen mit einem Kompensationsfilter berücksichtigen.