Story: Streaming mit Auralic Altair G1

Wenn vom ‚Strömen‘ die Rede ist, bewegen wir uns eigentlich in der mystischen Welt des heilenden Handauflegens und der Übertragung von Energie, um Blockaden aufzulösen und körperliche Beschwerden zu lindern. Bedarf es eines neuen Fachbegriffs, bedienen wir uns in unserem beruflichen Umfeld meistens einer aus der englischen Sprache entlehnten Vokabel, die das gleiche meint, aber irgendwie bedeutsamer klingt. Wir ‚strömen‘ also nicht, sondern wir ‚streamen‘, einigermaßen mühsam abgeleitet von der bildhaften Vorstellung eines kontinuierlich dahinfließenden Datenstroms. ‚Streaming‘ ist, in unserem speziellen Fall, die Abkehr von der Vorstellung, Dateien oder gar einen Tonträger zu besitzen, um Musik hören zu können. Der Streaming-Prozess ist von einem vorübergehenden Zustand gekennzeichnet. Daten strömen sozusagen an uns vorbei, wir hören das analog gewandelte Ergebnis, und anschließend zieht sich der Dateninhalt wieder geordnet aus dem Speicher unseres Endgerätes zurück – er muss es sogar. In früheren Jahren benutzten wir im Studio den Plattenspieler oder den CD/DVD/Blu-Ray-Player, um Referenzen zu hören – über eine vergleichsweise kurze Phase auch aus dem Netz heruntergeladene (neudummdeutsch: gedownloadete) Musikdateien. Mein erster Kontakt mit Streaming hatte dementsprechend zunächst nichts mit meinem Musikkonsumverhalten zu tun, sondern diese Technologie empfahl sich mir als Referenzquelle für meine Mastering-Arbeit mit einem unerschöpflichen Angebot von zig Millionen Musiktiteln aus praktisch jeder stilistischen Kategorie. Die mit monatlich 9 Euro 90 bezahlten 320 kB/s (von Spotify) reichten anfänglich aus, um eine grundsätzliche Vorstellung vom Klangcharakter eines speziellen Musikgenres zu bekommen. Damit war ich aber langfristig betrachtet nicht zufrieden.

Mein nächster Schritt war ein Tidal-Abonnement, um hochaufgelöste Quellen hören zu können, doch leider gab es da noch einen Denkfehler im System, denn ich hörte ja eigentlich mit oft heruntergerechneten 44.1 kHz der in den meisten Fällen bei mir eingestellten zentralen Takt- und Projektabtastrate, egal, was aus der Plattform gerade übertragen wurde. Wäre es nicht sehr viel sinnvoller, ‚so wie früher‘ ein autarkes Abspielgerät zu haben, das immer, sofern möglich, die maximal gesendete Auflösung wandelt und spielt? Unsere Freunde von audioNEXT aus der Nachbarstadt Essen haben natürlich Streaming-Player im Angebot, so dass ich die Möglichkeit hatte, ein solches Gerät im Studiobetrieb zu testen – den Altair G1 von Auralic. Man spricht übrigens nicht ‚Altär‘, sondern ‚Alta-ihr‘). Christian Rechenbach, Streaming-Druide bei audioNEXT, exerzierte mit mir den gesamten Installationsprozess durch und vermittelte mir einen tieferen Einblick in den Streaming-Markt. Währenddessen begriff ich, dass ein solches Gerät zu einer extrem vielseitigen Musikzentrale im Studio, aber natürlich nicht nur da, werden kann, mit Unterstützung durch Apps sogar als eine Art Musiklexikon dienen kann, besonders erkenntnisreich für Menschen wie mich, die sich schon ihr ganzes Leben lang mit Musik beschäftigen. Aber der Reihe nach…