Hörtest: Mikrofontest, Teil 20

Mit der vorliegenden, aktuellen Folge unserer Mikrofontestreihe, die im Jahr 1998 im Keusgen Tonstudio im beschaulichen Haldern gestartet wurde und in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum feiern darf, durchbrechen wir ganz locker die Marke von 300 getesteten Mikrofonen. In der modernen Musikproduktion, die durch die Digitaltechnik dominiert wird, gibt es viele spannende Strömungen mit virtuellen ‚Instrumenten‘ und Klängen, die ausschließlich im Lautsprecher existieren. Besonders die Mischung aus ‚echten‘ Instrumenten, Stimmen und nie dagewesenen, mit technisch-musikalischer Kreativität konstruierten Klangstrukturen ist heute ein klares Erkennungsmerkmal für erfolgreiche Musikproduktionen. Insofern kann die klassische Mikrofontechnik auch im Zeitalter virtueller Klänge eine wichtige Position behaupten. In dieser Folge liegt der Schwerpunkt erneut auf Groß-Membran-Kondensator-Mikrofonen aus unterschiedlichen Preissegmenten. Darüber hinaus beschäftigten wir uns mit zwei Mikrofonstativ-Systemen mit besonderen Eigenschaften, denn es gilt schließlich, auch schwergewichtigere Mikrofone sicher in Position zu bringen. Im Konzert der Großmembran-Mikrofone spielen in dieser Folge aber auch noch zwei andere Kandidaten mit – ein Klassiker, das Coles 4038 Bändchen, und ein Surround-Mikrofon von Nevaton, einer in St. Petersburg ansässigen Mikrofonschmiede.

In früheren Jahren waren Klaus-Dieter und ich immer sehr darauf bedacht, uns abzuschotten und bei den Hörtests möglichst keine Gäste ins Studio zu lassen. Inzwischen gehen wir mit diesem Thema aus Erfahrung großzügiger um, und die Mikrofontesttermine sind mittlerweile zu einem ‚Mini-Branchentreffen‘ geworden, an dem gute Freunde unserer beiden Häuser gerne teilnehmen dürfen. Zum einen bekommen wir dadurch stets unterstützende Hilfe beim Aufbau, zum anderen ist die gemeinsame Diskussion über Mikrofonklang zu einem wichtigen Aspekt bei der Bewertung geworden. Zum Testteam gehörten dieses Mal außer Klaus-Dieter Keusgen und meiner Wenigkeit Max Schmitz, neben seiner Lehrtätigkeit technischer Koordinator an der Folkwang Musikhochschule in Essen und Bassist der Mülheimer Blues-Funk-Rock‘n‘Roll-Formation ‚The Almost Three‘, Eddie Tapp, Sales & Service bei Masteringworks und Studiobetreiber, der auch die im Bigger Boat London Vertrieb befindlichen Latch Lake und DynaMount Stativsysteme mitbrachte und als Vertriebsagent in Deutschland betreut, Schauspielerin und Sängerin Eva Löser, Jenny Winter, demnächst Praktikantin im Tonstudio Keusgen, bei uns aber vor allem helfende Hand, Sängerin und Gitarristin, und Manuel Jelen, der im Tonstudio Keusgen ein halbjähriges Praktikum absolvierte, inzwischen in Darmstadt Sound & Music Production an der Hochschule Darmstadt studiert und in der vorlesungsfreien Zeit gerne zu besonderen Produktionen zurück nach Haldern kommt. Mit Eva und Jenny hatten wir zwei außergewöhnlich begabte Sängerinnen mit sehr unterschiedlicher Stimmfarbe eingeladen, um den Groß-Membran-Kondensatormikrofonen auf den Zahn zu fühlen. Eva Löser ist die Tochter des Sängers und Schauspielers Michael Silbereisen und kam daher schon früh mit Musik und Theater in Berührung. Sie studierte von 2013 bis 2017 Musical an der Folkwang Universität der Künste in Essen und spielte bereits am Theater im Rathaus und am Grillo Theater Essen. Für eine ‚Evita‘-Inszenierung stand sie an der Oper in Bonn auf der Bühne. Außerdem steht sie regelmäßig für Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera. Sie hat eine sehr druckvolle und markante Stimme, die unsere Mikrofon-Testkandidaten auch im ‚Lastbereich‘ forderte. Stimmlich das genaue Gegenteil ist Jenny Winter, mit einer sehr weichen, einfühlsamen Stimme, deren feine Nuancen unsere Mikrofone einzufangen hatten. Jenny ist von Kind an in die Musik verliebt, schreibt eigene Songs, spielt Gitarre, nahm viele Jahre lang Gesangsunterricht, hat aber gleichzeitig ihr Interesse an der Tontechnik entdeckt, weshalb sie ein Studium in diesem Fachbereich anstrebt. Im Sommer dieses Jahres beginnt Jenny ihr Praktikum im Tonstudio Keusgen, und spielte daher gleich zwei Rollen während unserer Testsession, nicht nur als Sängerin und Gitarristin für unsere Aufnahmen, sondern auch als überaus engagierte Assistentin beim Mikrofonaufbau.