Messereport: TMT33 Düsseldorf
Mitte November fand im CCD Düsseldorf in 'Wurfweite' zu meinem Redaktionsbüro die 33. Ausgabe der Tonmeistertagung statt. Unsere Aufgabe war in erster Linie, die von uns herausgegebenen TMT-Dailys unter die Leute zu bringen, was dank des unermüdlichen Einsatzes meines lieben Freundes Matthias Höfkens, seines Zeichens Betreiber des Haldern Studios, auch erneut gelang, wie schon während der letzten beiden in Düsseldorf abgehaltenen Tagungen in den Jahren 2021 und 2023. Mein ursprünglicher Plan, mich hauptsächlich der Kontaktpflege zu widmen, wurde durch interessante Produktneuvorstellungen und Entdeckungen durchkreuzt, die nun auch den größeren Teil meiner Berichterstattung ausmachen. Mein Redaktionskollege Christian Vaida, der sich vor allem in den Vortragssälen aufhielt, verfasste einen eigenen Bericht, um seine Themenschwerpunkte der 33. TMT ebenfalls in dieser Ausgabe zu präsentieren. Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Am deutlichsten sichtbar wurde der Strukturwandel der 'altehrwürdigen' Tonmeistertagung durch einen analytischen Rundumblick auf dem Ausstellungs- und Tagungsgelände: man sah in der Überzahl junges bis sehr junges Publikum, allerdings durchsetzt von grauhaarigen, junggebliebenen Ton-Eminenzen, die ihrem Job auch nach 40+ Jahren immer noch mit viel Leidenschaft nachgehen. Diese Mischung gefällt mir und zeigt das ebenso erfreuliche wie wünschenswerte Engagement der Nachwuchsgeneration, denn der Besuch einer Tonmeistertagung bedeutet eine seriöse, erwartungsgemäß anstrengende und in die Tiefe gehende Auseinandersetzung mit komplexen Themen. Das muss man wollen und sehr viele junge Kolleginnen und Kollegen wollten scheinbar unbedingt.
Im Vergleich zur Tonmeistertagung 2023 verzeichnete die tmt33 an ihren besucherstärksten Tagen rund 30 Prozent mehr Teilnehmer. Damit dürfte sie eine der bestbesuchten Tagungen in der 75-jährigen Geschichte des VDT gewesen sein. Mehr als hundert Aussteller nutzten die Veranstaltung, um ihre Produkte und Systeme zu zeigen. Ein Teil der Besucher konzentrierte sich ausschließlich auf die Ausstellung und nutzte das Kongressprogramm eher wenig. Die Tonmeistertagung funktionierte dadurch deutlich besser, sowohl als Fachmesse als auch als Ort für konkrete Gespräche über Technik, Workflows und laufende Produktionen. An dieser Stelle wird der schon zitierte Strukturwandel ebenfalls sichtbar. Die Zahl klassischer Lieferanten und Hersteller von Studiotechnik nahm deutlich sichtbar ab. Viele der bekannten Namen aus diesem Fachbereich, seien es altgediente Vertriebe wie Mega Audio, Audiowerk und S.E.A oder Hersteller wie SPL, Tascam, ME-Geithain und KS digital, fehlten auf der Ausstellerliste. Stattdessen konnte man jedoch neue Namen entdecken, die sich allerdings thematisch in anderen Fachbereichen als der klassischen Studiotechnik positionieren. Das Kongressprogramm umfasste über zweihundert Vorträge, Workshops und Poster-Sessions. Inhaltlich reichte es von traditioneller bis experimenteller Aufnahmetechnik über Film- und Fernsehton bis zu aktuellen Themen wie Immersive AudioDer dafür notwendige technische Aufwand war erheblich. Insgesamt mussten sieben verschiedene Veranstaltungs- und Hörräume mit jeweils eigener Audio-, Video- und Netzwerktechnik ausgestattet werden. Unterschiedliche Lautsprecher-Setups, Mischpulte, Interfaces und Wiedergabesysteme erforderten eine individuelle Planung pro Raum. Hinzu kamen komplexe Signalführungen, Netzwerk-Infrastrukturen für Audio-over-IP sowie die Abstimmung von Abhörpegeln und Raumkalibrierungen. Viele der Installationen wurden ausschließlich für die Dauer der Tonmeistertagung auf- und anschließend wieder vollständig zurückgebaut. Die Vorbereitungen begannen lange im Voraus und erforderten eine enge Abstimmung zwischen Technikteam, Referenten und Sponsoren. Dass dieser Aufwand für die meisten Besucher kaum sichtbar war, wirkte sich positiv auf den Ablauf aus. Unterstützt wurde die TMT33 erstmals durch eine Veranstaltungs-App. Sie ersetzte weitgehend gedruckte Programme und bot Hallenpläne, Programmübersichten sowie kurzfristige Änderungen. Im praktischen Einsatz erwies sich die App als hilfreich, auch wenn einzelne Funktionen noch nicht in allen Details ausgereift waren. Die Eröffnung der Tonmeistertagung fand in diesem Jahr ganz ungezwungen in der VDT-Lounge statt und war bewusst kurz gehalten. Auf längere Ansprachen oder eine formale Bühnensituation wurde verzichtet. In diesem Rahmen wurde die Ehrenmedaille an Wilma Cozart-Fine und Robert Fine verliehen. Beide haben mit ihrer Arbeit im Bereich klassischer Tonaufnahmen sowie bei der Restaurierung historischer Produktionen Maßstäbe gesetzt. Ihre Produktionen aus der frühen Phase der Stereofonie gelten bis heute als Referenz für natürliche Raumabbildung und musikalische Balance. Auch ihre späteren Restaurierungsarbeiten trugen maßgeblich dazu bei, historische Aufnahmen in zeitgemäßer Qualität zugänglich zu machen. Die Auszeichnung wurde ohne großes Zeremoniell an Sohn Matt Fine überreicht und fügte sich fließend in den Auftakt der Tagung ein. Der Nachwuchs, um dies noch einmal zu betonen, spielte in vielen Bereichen eine größere Rolle als in den Vorjahren. Die Speakers’ Corner bot praktische Einblicke in berufliche Wege, Arbeitsfelder und Bewerbungsfragen. Weniger erfolgreich war die Jobbörse. Zwar nutzten viele Berufseinsteiger das Angebot, doch Arbeitgeber zeigten nur geringe Präsenz. Angesichts des oft angesprochenen Fachkräftemangels wirkte diese Zurückhaltung etwas widersprüchlich. Hier besteht für kommende Veranstaltungen sicher Potenzial. Die Open Stage war erneut ein zentraler Treffpunkt im Gebäude. Das Format mit Funkkopfhörern erlaubte konzentriertes Zuhören mitten in der Ausstellung und wurde intensiv genutzt. Das Programm reichte von kurzen Präsentationen bis zu einer thematisch breit gefassten Open-Source-Session am letzten Tag. Auch das Jubiläum des VDT fand an vielen Stellen seinen Platz. Regionalgruppen und Referate nutzten die VDT-Lounge für Gespräche, Rückblicke und kleine Veranstaltungen, die das Bild der Gemeinschaft abrundeten. Parallel dazu sendeten Radioteams und Podcasts live von der Messe und dokumentierten das Geschehen aus ihrer eigenen Perspektive. Die 3D-Audio-Competition für Studierende war wie in den Vorjahren ein Anziehungspunkt. Die Wiedergabe der Produktionen auf einer immersiven Neumann-Anlage ermöglichte eine realistische Beurteilung der eingereichten Arbeiten. Die Finalrunde zeigte, dass die internationale Beteiligung weiter steigt und der Wettbewerb für viele Hochschulen inzwischen fester Bestandteil des Ausbildungsalltags ist. Am Abend diente die Connecting Audio Night als offener Treffpunkt. Ohne festes Programm standen Gespräche und persönlicher Austausch im Vordergrund. Studenten, Berufseinsteiger und erfahrene Tonmeister kamen hier ebenso ins Gespräch wie Aussteller und Referenten.