Story: Nachruf Andreas Grosser
In allen Fachbereichen gibt es Menschen, die sich in besonderem Maße mit ‚ihrem‘ Thema beschäftigen und sich damit einen Ruf als besondere Fachleute erarbeitet haben. Andreas Grosser war solch eine Koryphäe im Bereich von Vintage- und Röhrenmikrofonen. Wer zum Beispiel sein altes Neumann, egal ob Ost oder West, ‚aufmöbeln‘ lassen wollte, fand in ihm einen der in Europa bekanntesten Experten. Daneben entwickelte er zusammen mit seinem Team und befreundeten Kollegen eigene Mikrofone und fertigte neues Zubehör für zahlreiche Klassiker. Andreas Grosser starb im Juli 2022 plötzlich und für alle unerwartet mit nur 65 Jahren. Wir möchten mit diesem Text kurz über sein Werk berichten und eine Perspektive geben, die uns positiv stimmt, dass sein Vermächtnis weiterleben kann. Ich als Autor des folgenden Originalinterviews möchte mich bei Andreas bedanken und im Namen aller ‚Nutznießer‘ seiner unermüdlichen Arbeit sagen: mach es gut – und danke für den Sound.
Der Wert einiger klassischer Mikrofone ist inzwischen in nahezu unverschämte Höhen angestiegen, so dass sich manche Besitzer nur schwer zu Reparaturen durchringen können, da die Gefahr besteht, den historischen Wert durch falsche Arbeit zu beschädigen. Experten wie Andreas Grosser waren daher gefragt, was oft zu langen Wartezeiten führen konnte. Dabei war es nicht nur sein Wissen, sondern auch seine Akribie, die seine Kunden dazu brachten, ihm ihre manchmal nahezu unbezahlbaren Schätze zu überlassen. So erbat er zum Beispiel, Mikrofone zunächst in seine Werkstatt zu schicken, um sie umfangreich messen zu können, bevor er dann eine genauestens passende Ersatzröhre verkaufte. Und selbst, wenn es für ein bestimmtes Mikrofon keine Ersatzröhre mehr gab, fand Andreas Grosser eine Lösung. Von angepassten Schaltungen mit alternativen Röhren gleicher Qualität, bis hin zu Ersatzschaltungen im passenden Sockel, die von manchen Anwendern sogar gegenüber den Originalen präferiert wurden.