Hörtest: Neumann NDH 30

Der Kopfhörer als erstzunehmendes, professionelles Abhörwerkzeug hat in den vergangenen zehn Jahren eine steile Karriere erlebt. Wer hätte gedacht, dass die mobiler und lebhafter werdende, standortbefreite Audioproduktion eine so starke Position in der immer noch wachsenden Homerecording-Szene erobern könnte? Die ganze Musikwelt auf der Konsumenten- und Programmanbieterseite scheint inzwischen auf den Kopfhörer als Hauptmedium zu setzen, besonders im Umfeld immersiver Musikproduktion. Insofern ist es auch überhaupt nicht verwunderlich, dass der Kopfhörer aufgrund seiner speziellen Abbildungsästhetik auch als Referenz für die Studioproduktion geradezu zwingend herangezogen werden muss. So wie Lautsprecher und Raum muss aber auch ein als Bewertungsbezug dienender Kopfhörer mit linearen Eigenschaften aufwarten können. Die bisherige Erfahrung zeigt, dass Kopfhörer dieser Qualitätsstufe viel Geld kosten, vierstellig und nicht immer mit einer Eins vorne.

Als Neumann vor gut drei Jahren seine erste Kopfhörerentwicklung, den NDH 20, in geschlossener Bauweise vorstellte, war ein Raunen im Markt zu vernehmen, möglicherweise, weil Neumann Teil der Sennheiser-Gruppe ist und es kaum vorstellbar schien, Konkurrenz im eigenen Hause gegen einen Marktführer in diesem Segment generieren zu wollen. So ist es aber nicht, wie wir heute wissen, denn Neumann blieb bei seinen Leisten und präsentierte einen reinen Studiokopfhörer, der auf die Bedürfnisse der Profis und deren Hörerwartungen abgestimmt wurde. Das hat ziemlich gut funktioniert, so dass fast zwangsläufig irgendwann ein Schwestermodell in offener Bauweise folgen musste, das nun in Gestalt des NDH 30 vorliegt. Die bewährte Mechanik des NDH 20, in Teilen vom Sennheiser HD 630VB übernommen, zum Beispiel Kopfband und Gelenkmechanik, wurde für den NDH 30 beibehalten. Lediglich die Ohrmuschelabdeckungen mussten durch eine schalldurchlässige Alternative in Form eines Feingitters ersetzt werden. Insgesamt sieht der NDH 30 mit seiner edlen Metalloptik und den schwarzen Gehäusegittern sehr wertig aus, so dass daraus natürlich gewisse Erwartungen an den Klang resultieren. Ob sie erfüllt werden, wollen wir jetzt herausfinden.