Hintergrund: Steckfelder im Studio

Das Steckfeld war in Zeiten eines exklusiven Einsatzes von analoger Technik ein unverzichtbares und vor allem kaum übersehbares Element in jeder Studioinstallation, denn hier liefen alle Signalleitungen des Studios auf – Mikrofonleitungen aus den Aufnahmeräumen, alle Mischpult-Ein-/Ausgänge du Sende/Return-Wege sowie die Verbindungen zu den analogen Peripheriegeräten – Kompressoren, EQs, Preamps, Hall- und Effektgeräte. Inzwischen sehen Studioinstallationen ganz anders aus, und die Herstellung der wesentlichen Audioverbindungen erfolgt in der Regel rechnerintern über das Routingsystem der DAW. Insofern sind große Steckfelder, die es in den Studios klassischen Zuschnitts natürlich auch heute noch gibt, auf breiterer Front eher aus der Mode gekommen. Für die wenigen Geräte, die in heutigen DAW-basierten Studios noch zu finden sind, braucht man ja eigentlich kein Steckfeld mehr. Vielleicht aber doch? Denn als ‚Vermittlungszentrale‘ auch für wenige Peripherie-Geräte, sind Steckfelder nach wie vor eine sehr praktische, flexible und vor allem sehr komfortable Einrichtung. Sie sind dann eben nur kleiner, aber deshalb nicht weniger sinnvoll. Man könnte sogar den Eindruck gewinnen, dass, im Dienste einer individuellen Klangvision, wieder mehr Analogtechnik in den Studios Einzug findet, als Frontend und als Mix-Bus- und/oder Mastering-Backend. Dabei spielt das 500-Modulformat eine nicht ganz unwesentliche Rolle.

Idealerweise ist ein Steckfeld so konfiguriert, dass im Normalbetrieb des Studios gar nichts gesteckt werden muss und nur im Bedarfsfall das Steckfeld dazu benutzt wird, um Geräte in anderen Konfigurationen oder Reihenfolgen zu verbinden. Man muss sich ja nur kurz vor Augen führen, wie einfach es sein kann, mal eben einen Kompressor und einen EQ in der Signalkette zu vertauschen. Und das ohne Verrenkungen unter dem Tisch oder im Dunklen hinter dem Rack. Man steckt sich die Verbindungen auf der ‚Patchbay‘ einfach dorthin, wo man sie gerade braucht. Patchkabel mit unterschiedlichen Steckerfarben unterstützen die Übersicht. Es gibt wirklich keinen Grund, nicht auch heute noch über die Anschaffung eines Steckfeldes nachzudenken. Sobald man einige Geräte besitzt, deren Zuordnung nicht für immer und ewig festgelegt ist, ergibt das enorm viel Sinn. Auf einem Steckfeld lässt sich außerdem die gesamte Schirmung der Leitungen erledigen und man hat ein aufgeräumtes Studio, da sich die Leitungen hier alle treffen. Es bietet sich an, die Leitungsschirme aller Leitungen auf dem Steckfeld aufzulegen und an der Geräteseite nicht aufzulegen. Durch die zentrale Zuführung der Betriebserde ans Steckfeld gewährleistet man so eine optimale Schirmung der Leitungen. Steckfelder gibt es in verschiedenen Ausführungen zu kaufen. Sie unterscheiden sich hauptsächlich durch die verwendeten Steckverbinder und die Art der Schaltkontakte. Es gibt sehr preisgünstige Steckfelder mit Standard 6,3 mm Klinkenbuchsen, von denen ich für einen seriösen Studioeinsatz aber abraten möchte. Die Kontakte dieser Klinken sind nicht uneingeschränkt für den alltäglichen Gebrauch geeignet und werden sich nach einiger Zeit mit Kontaktproblemen mitunter geräuschvoll zu Wort melden. Im Studiobetrieb haben sich zwei Arten von Klinkensteckfeldern durchgesetzt. Die mit TT- oder auch Bantam bezeichneten Klinken und die B-Gauge Klinken, die früher in Telefonzentralen zum Einsatz kamen. Bei den B-Gauge Klinken handelt es sich um 6,3 mm Klinken, allerdings in professioneller Ausführung. Die TT-Klinken (TT = Tiny Telephone) oder auch A-Gauge sind im Prinzip miniaturisierte Ausführungen der größeren Version.