Testbericht: elysia xmax Masterbus Prozessor

KI ist wirklich ein Segen für die Plug-In-Industrie, denn man kann nun endlich die beim Anwender vermissten Fähigkeiten im Software-Konzept nachschärfen. Auf diese Weise werden am Ende alle Audioprofis sein, zwar nur mit statistisch durchschnittlicher Begabung, aber immerhin. Es gibt aber auch noch ein paar Unerschrockene, die etwas mit technischer Parametrik anfangen können und eigensinnigen Klangvorstellungen folgen. Unser Testkandidat xmax wurde zwar mit ein paar modernisierten Funktionsbezeichnungen wie 'Hit It!' oder 'lowmo' geschmückt, aber im Großen und Ganzen folgt die Bedienfront der bekannten Fachbegrifflichkeit. Die generelle Frage nach der Notwendigkeit von analogen Geräten in einer hauptsächlich von Automation, Wiederholbarkeit und Bequemlichkeit gekennzeichneten, digitalen Produktionswelt wollen wir hier nicht schon wieder stellen. Nur so viel: Inzwischen weiß hoffentlich jeder, dass analoge Technik an bestimmten Stellen der Signalkette nicht ersetzbar ist, aber auch mit klanglichen Eigenschaften aufwarten kann, die von Plug-Ins bisher trotz rasanter Entwicklung nicht erreicht werden können. Das ist aber auch nicht weiter tragisch, denn mit Plug-Ins lassen sich im Gegenzug tontechnische Aufgaben bewältigen, bei denen die analoge Technik schlicht und ergreifend passen muss. So hat also alles im hybriden Tonstudioumfeld seinen verdienten Platz. Es geht nicht darum, wer wen mittelfristig ersetzen könnte, sondern für welche technologische Umsetzung aus einem wahrlich bunten, vielfältigen Angebot sich feine Ohren entscheiden.

Als Mitbegründer und heute alleiniger Inhaber von elysia setzte Ruben Tilgner im Jahr 2006 den Grundstein für ein Unternehmen, das sich von Beginn an der konsequenten und vor allem kreativen Weiterentwicklung analoger Schaltungstechnik verschrieb. Tilgner, der sich zuvor bei SPL mit Entwicklungen wie dem Transient Designer in Szene setzen konnte, verfolgt die Idee, klassische Analogtechnik in kompromisslos diskreter Bauweise neu zu interpretieren und liefert bis heute klare Argumente, warum im Zeitalter der digitalen Produktion analoge Technik immer noch eine unverzichtbare Rolle spielt, auch oder gerade, wenn es um Klanggestaltung geht. Im beschaulichen Nettetal entstand so ein familiär geführtes, international beachtetes Unternehmen, das sich auf spezialisierte Analoggeräte konzentriert, die sowohl im Mastering als auch im täglichen Studioeinsatz bestehen. In einer Zeit, in der digitale Produktionsmittel und Plug-Ins den Ton angaben, setzte elysia bewusst auf diskrete Schaltungskunst und die Vorteile analoger Hardware. Die Argumente lagen nicht allein in einer charakteristischen Klangästhetik, sondern auch in der physischen Arbeitsweise: anfassbare Regler, spärliche visuelle Rückmeldung für eine volle Konzentration auf das Hören, hohe Pegelreserven und ein Schaltungsverhalten, das sich von Softwarelösungen aufgrund unumstößlicher physikalischer Grundlagen klar unterscheidet. Diese Kombination aus Klangqualität und Haptik machte die Geräte für viele Anwender zu einer erstrebenswerten Ergänzung ihrer digitalen Produktionsumgebungen. Das elysia-Portfolio entwickelte sich in klarer Linie. Mit dem Alpha Compressor präsentierte das Unternehmen gleich zum Start ein hochpreisiges Mastering-Flaggschiff, das bis heute internationale Aufmerksamkeit genießt. Der museq ergänzte das Angebot um einen diskreten, vollparametrischen Equalizer, der für seinen musikalischen Charakter geschätzt wird. Der mpressor folgte als Werkzeug mit ungewöhnlicher Regelcharakteristik, während der xpressor als universeller Kompressor in Rack-, 500er- und qube-Versionen zur Standardlösung vieler Studios wurde. Abgerundet wird das Programm durch Spezialisten wie den karacter, einen harmonisch anreichernden Sättigungsprozessor, oder den nvelope, der Transienten mit Attack und Sustain gezielt formt. Alle Geräte eint ein klarer Ansatz: kompromisslos analog, vollständig in Deutschland gefertigt und durchdacht bis ins Detail. Ein Blick in die jüngste Entwicklungsarbeit Ruben Tilgners verdeutlicht, mit welchem Anspruch elysia neue Produkte konzipiert. Mit dem angekündigten channex|studio wird ein vollständig analoger Class-A Channelstrip vorgestellt, der alle Kernfunktionen eines modernen Front/Backends in einem Gerät vereint und durch ein digitales Recall-System mit eigenem Preset-Speicher über ein Plug-In in den DAW-Workflow eingebunden werden kann. Dieses Projekt, das noch vor der Markteinführung steht, macht deutlich, wie weit elysia die Idee klassischer Analogtechnik in einem zeitgemäßen Produktionsumfeld tragen kann.