Testbericht: Baby Audio Smooth Operator Pro

Seit einigen Jahren hat sich in der Welt der Studio-Plug-Ins eine neue Werkzeugklasse etabliert: Resonanz-Detektive, oft auch als dynamische Equalizer oder spektrale Prozessoren bezeichnet. Anders als herkömmliche EQs reagieren sie nicht statisch, sondern analysieren das Frequenzspektrum in Echtzeit und greifen arbeitspunktabhängig dort ein, wo ausgeprägte Überhöhungen über das Ziel hinausschießen oder ein Frequenzbereich 'gelüftet' werden soll. Die Absicht ist, spektrale Spitzen oder Bereiche zu entschärfen, Überlagerungen aufzulösen, die Energieverteilung zu glätten und Transparenz im Mix herzustellen – mit einem Eingriff, der natürlicher und musikalischer als das statische Absenken einzelner Frequenzbänder wirkt. Zu den Pionieren dieses Segments gehört iZotope mit Neutron, dessen Unmasking-Modul früh auf den Bedarf reagierte, Frequenzkollisionen automatisch zu erkennen und zu verhindern. Auch Oeksound setzte mit Soothe/Soothe2 Maßstäbe, das für viele Engineers zum Standardwerkzeug geworden ist, wenn es darum geht, auffällige Resonanzen chirurgisch und zugleich elegant-musikalisch zu reduzieren.

Weitere Player wie Waves mit dem intelligenten EQ F6, die dynamische, spektrale Funktionserweiterung von FabFilter Pro-Q 4 oder Voxengo Soniformer haben diesen Markt geprägt und stetig weiterentwickelt. Neben diesen bekannten Namen haben sich auch spezialisierte Tools einen festen Platz erarbeitet. DSEQ von TBPro Audio ist ein sehr mächtiges Plug-In, wenn es um hochpräzise, spektrale Dynamikbearbeitung geht. Auch SpectraCraft von Three Body Technology bietet ein umfangreiches Toolset für sehr erfahrene Anwender. Finesse von Jan Ohlhorst, veröffentlicht unter dem Label Ohlhorst Digital und vertrieben über Tokyo Dawn, reiht sich als jüngster Vertreter in die Gattung der spektralen Resonanzprozessoren ein. Das Plug-In verfolgt einen Ansatz, der Transparenz und Musikalität in den Vordergrund stellt. Studio Magazin wird sich dieses vielversprechende Produkt in Kürze sehr genau ansehen. In dieser Reihe positioniert sich Baby Audio mit Smooth Operator – nun in der Pro-Version – mit starkem Profil. Statt schwerpunktmäßig auf möglichst viele offensichtliche Eingriffsmöglichkeiten zu setzen, geht es hier um die Konzentration auf das Wesentliche: eine intuitive Oberfläche, klare visuelle Rückmeldung und eine Arbeitsweise, die sowohl als Soforthilfe als auch für feinere chirurgische Eingriffe genutzt werden kann. Dann, sozusagen auf Anfrage, offenbart Smooth Operator Pro seine volle Funktionalität, die auf den ersten Blick im Verborgenen liegt. Genau dieser Ansatz, Komplexität zunächst auf ein Minimum zu reduzieren, dann aber auch auf professionellem Niveau mit zahlreichen Parametern eingreifen zu können, macht den Reiz von Smooth Operator Pro aus.