Testbericht: Fuse Audio Labs Ocelot

In der 'modernen' Audioproduktion kommt es vielen darauf an, an die Grenzen des tontechnisch Machbaren zu gehen – besonders in Bezug auf die Loudness-Werte, obwohl wir ja eigentliche dachten, mit R128 die Dynamik in der Musik gerettet zu haben. Mit der Ocelot-Plug-In-Serie möchte Fuse Audio Labs diesem Trend keinen Vorschub leisten, sondern eine Werkzeug-Sammlung zur Verfügung stellen, mit der sich spezielle tontechnische Aufgaben komfortabel lösen lassen. Inhaber Reimund Dratwa ist kein unbeschriebenes Blatt in unserer Branche – er macht nur keinen großen Bahnhof darum. Schon in jungen Jahren zerlegte er alte Radios, baute eigene Vorverstärker auf Lochrasterplatinen und entwickelte erste Sättigungsschaltungen. Nach seinem Studium der Elektrotechnik mit einem Fokus auf digitale Signalverarbeitung und dem Verfassen einer Abschlussarbeit zur spektralen Quellenanalyse von Schlagzeugsignalen arbeitete er viele Jahre als Entwickler für Plugin Alliance und Brainworx. Dort verantwortete er zahlreiche Emulationen hochwertiger Analoggeräte – unter anderem für Marken wie Millennia, Vertigo, elysia oder Black Box.

Mit der Gründung von Fuse Audio Labs im Jahr 2017 begann Dratwa, seine eigene Klangästhetik in Software zu übersetzen – ohne Marketingstaffage, aber mit dem richtigen Gespür für einen authentischen Analog-Sound, denn es ist sein besonderes Talent, Analogtechnik zu verstehen und diese musikalisch in die digitale Domäne zu übersetzen. Sein Ansatz: 'echte' analoge Klangqualität bei minimaler Prozessorlast, fokussierte Bedienoberflächen und kein überflüssiger Ballast. Parallel zur Arbeit an seiner eigenen Marke entwickelte Dratwa unter dem Dach der Schwestermarke 'Neold' komplexe Simulationen analoger Topologien, die für ihre außergewöhnliche klangliche Echtheit bekannt sind. Das Portfolio von Fuse Audio Labs umfasst eine Reihe spezialisierter Signalprozessoren für unterschiedliche Aufgaben der Klangbearbeitung. Im Mittelpunkt steht dabei immer die digitale Umsetzung von Analogtechnik – seien es Regelverstärker, Entzerrer, Bandmaschinen, mechanische Hallgeräte, Vorverstärker und auch Gitarrenverstärker – meist auf Basis historischer und real existierender Analogentwicklungen. Populäre Beispiele sind der VCE-118 Dynamic Range Expander nach dem Vorbild einer dbx-Entwicklung, VREV-140, die Emulation der legendären EMT-140-Hallplatte, Flywheel als charaktervolle Umsetzung einer analogen Bandmaschine, VPRE-2C als röhren- und übertragerbasierte Boost-Stufe mit dem Sound der 1950er oder der VCL-864U als Hommage an den inzwischen kollektiv heiliggesprochenen Vari-Mu-Fairchild-Limiter.

 

Die Ocelot-Serie

Während die bisherigen Plug-Ins von Fuse Audio Labs die DNA analoger Technik in sich tragen, stellt die Ocelot-Serie einen bewussten Bruch mit diesem Prinzip dar. Hier geht es nicht mehr um historische analoge Vorbilder, sondern um die Entwicklung eigenständiger, zeitgemäßer Werkzeuge für die tägliche Studioarbeit. Die vier bislang erschienenen Module – 'Ocelot Clipper', 'Ocelot Limiter', 'Ocelot Octaver' und 'Ocelot Upmixer' – eint eine vergleichsweise schlichte grafische Oberfläche mit klarem Wiedererkennungswert, eine extreme DSP-Effizienz und ein Bedienkonzept, das ganz auf Funktionalität getrimmt ist. Jedes dieser Plug-Ins erfüllt eine klar umrissene Aufgabe – sei es die gezielte Gestaltung von Transienten, das transparente Begrenzen von Programmmaterial, die spektrale Oktavschichtung oder das immersive Aufspreizen monophoner Inhalte. Der 'Octaver' analysiert das Eingangssignal spektral und synthetisiert daraus definierbare Oktavlagen ober- und unterhalb des Originals. Im Gegensatz zu konventionellen Pitch-Shiftern entsteht so ein textural verdichteter Klangteppich, der sich besonders für subharmonische Bässe, stimmhafte Flächen oder hybride Sounds anbietet. Der Effekt bleibt dabei stets musikalisch und vermeidet unnatürliche Artefakte. Der Ocelot Upmixer transformiert Monosignale ins Stereoformat mit gezielter Korrelationskontrolle. Im Gegensatz zu einfachen Verzögerungs- oder Doppler-basierten Stereoexpansionen nutzt er eine 'spektrale Diffusions-Technologie', die das Signal über das Stereobild hinweg verteilt und das Klangbild öffnet, ohne Phasenauslöschungen zu provozieren.