Testbericht: Chameleon Labs 7603 & 7721
Klassische Studiotechnik setzt Erfahrung und Vorbildung voraus, was Bedienkonzepte nicht für jeden schlüssig aussehen lässt, vor allem nicht für diejenigen, deren Horizont nur knapp über das Anklicken von Werk-Presets hinausgeht. Also Vorsicht, wir beschäftigen uns hier mit drei analogen Vertretern professioneller Studiotechnik, von Profis für Profis gemacht. Die beiden Channelstrips mit EQ 7603 und 7603 XMOD (für 'extended modification') unterscheiden sich lediglich durch den Einsatz von Carnhill-Übertragern im Ein- und Ausgang der XMOD-Version, sind aber darüber hinaus identisch aufgebaut. Trotzdem empfanden wir es als lohnenswert, den aus der modifizierten Schaltung resultierenden Klangunterschied herauszustellen. Wie groß er ist, will ich an dieser Stelle noch nicht verraten. Der Dritte im Bunde ist ein VCA-Kompressor wie aus dem Bilderbuch, der nicht nur präzise regelt, sondern auch eine gehörige Portion Mojo oder Magie liefert, zugegeben auf eine etwas seltsame Art und Weise, was noch zu klären sein wird. Allerdings hat er auch etwas von einem nervösen, schwer zu bändigenden Rennpferd, das gerne mal durchgeht – es ist nicht so einfach, den Sweetspot für verschiedene Einsatzgebiete zu finden, dazu bedarf es einer genaueren Kenntnis der Vorgänge und Zusammenhänge im Gerät, weshalb wir denken, dass dieses Werkzeug in die Hände von gut ausgebildeten Fachkräften gehört.
Die Geschichte des amerikanischen, in New York City ansässigen Herstellers analoger Audiotechnik trägt leichte Züge einer Achterbahnfahrt: In den frühen 2000er Jahren von Garth Hedin und Brian Cornfield gegründet, zwei Sound-Tüftlern aus Seattle, die seit den 90ern unter der Pacific Pro Audio Flagge segelten und heute unter dem Namen 'Lift AV' professionelle Audioprodukte und Dienstleistungen anbieten, übernahm Marcelo Vercelli Chameleon Labs im Jahre 2014. Er straffte das Lieferprogramm und konzentrierte sich komplett auf hochwertige analoge Studiotechnik im 19-Zoll-Format. Die Maßgabe war allerdings, diese Technik bezahlbar zu halten, bei hochwertiger Fertigungsqualität, professionellen technischen Daten und einem charakteristischen Sound. Vercelli blickt auf über 30 Jahre Erfahrung im Bereich der Audiotechnik zurück und arbeitete als Entwickler und/oder Produktmanager unter anderem für Marken wie Mackie, Monster Cable, Event Electronics, Ocean Way Studios, inMusic Brands, KV2 Audio oder RCF. Anfang 2023 erschien mit der Firma Audio Alchemist, vertreten durch Mark Stycos, dem auch Dangerous Music gehört, ein neuer Besitzer auf dem Parkett. Stycos fungiert seitdem als Präsident von Chameleon Labs und stärkt die Position des Unternehmens durch Finanz- und Marketingmaßnahmen. Vercelli bleibt mit der Firma weiterhin als Entwickler eng verbunden. Die Unternehmensphilosophie ist unterdessen die gleiche geblieben: Hohe Qualität zu erschwinglichen Preisen. Die drei hier getesteten, in den Vereinigten Staaten handgefertigten Geräte folgen den Spuren klassischer Studiotechnik und bieten dem Anwender ein weites Funktions- und Klangspektrum. Alle drei Geräte leben die Vorteile analoger Technik in einer digitalen Welt vollständig aus, dort, wo sie als Teil der Signalkette nach wie vor unverzichtbar sind, oder aber mit einem unnachahmlichen Sound einen festen Platz im Rack verteidigen können.