Studio Shorts: Nektar Panorama CS12

Danke für den Spielveränderer, auch wenn es kein echtes deutsches Wort für ‚Game Changer‘ gibt. Der Panorama CS12 von Nektar ist für mich nämlich einer. Seit ich 1999 mein Tonstudio eröffnete, habe ich etliche Controller für meine DAW Cubase genutzt. Der speziell von Steinberg auf Cubase zugeschnittene Controller war wohl der brauchbarste, trotzdem war er äußerst unzulänglich. Man konnte damit nur den Cubase-eigenen Channel-Strip steuern, den ich jedoch nie verwendete. An der sinnvollen Steuerung von VST-Plug-Ins sind bisher alle Controller gescheitert, außer natürlich diejenigen, die wiederum nur die eigenen Plug-Ins unterstützen, was auch eine große Unzulänglichkeit ist. Die besten Aussichten schienen Controller zu haben, die einen Plug-In-Wrapper verwendeten. Doch das war nicht nur sehr umständlich, sondern meine Erfahrung war auch, dass die Hälfte der Plug-Ins nicht erkannt wurde. Den teuersten Controller, den ich bisher hatte, habe ich nie zum Laufen gebracht. Aufgrund dieser frustrierenden Erfahrungen hatte ich mich schon damit abgefunden, dass es niemals einen brauchbaren Controller geben würde, bis Nektar den Panorama CS12 vorstellte. Doch auch hier wurde meine Vorfreude schnell gedämpft, als ich hörte, dass er nur mit Logic funktionieren würde.

 

Doch zwischenzeitlich ist Steinberg mit Cubase und Nuendo hinzugekommen, und ich habe ihn mir für schlappe 366 Euro sofort bestellt. Und was soll ich sagen? Ich bin restlos begeistert! Nektar hat hier alles umgesetzt, was man sich von einem DAW-Controller wünscht, und noch viel mehr. Wie ist das möglich? Wieso können es alle anderen nicht? Weil es eine riesige, kleinteilige Fleißarbeit ist, so viele Funktionen auf der Softwareebene über die API mit dem Controller zu verknüpfen. Und diese Arbeit haben alle anderen Controller-Hersteller dem Endanwender einfach vor die Füße geschmissen, mit der süffisanten Erklärung: 'Sie müssen nur noch MIDI-Controller zuweisen und schon kann es losgehen.' Nektar hat es hingegen geschafft, uns diese Arbeit sehr tiefgreifend und umfassend abzunehmen und einen intuitiv bedienbaren Controller geschaffen. Denn eine sehr große Zahl programmspezifischer Funktionen der DAW, inklusive Channel-Strip, ist bereits vorkonfiguriert und jedes beliebige Plug-In hat automatisch alle Parameter auf die Hardware gemappt – oftmals sogar auf sinnvolle Weise, zumindest bei den gängigen Plug-Ins. Selbst bei den nicht sinnvoll vorgemappten Plug-Ins haben sie es geschafft, die individuelle Zuweisung von Parametern auf den Controller zum Kinderspiel zu machen. Dazu muss man lediglich den Parameter im Plug-In und den Regler auf der Hardware bewegen, fertig. Dem jeweiligen Regler kann man dann auch noch eine Farbe aus einer Farbauswahl zuweisen. All das lässt sich jederzeit ändern und wird stets automatisch gespeichert. Ich muss keine Software starten, keinen MIDI-Controller zuweisen oder etwas speichern. Ich kann einfach jedes beliebige VST-Plug-In nutzen, ohne einen Wrapper oder sonstige Umstände. Genauso sollte es sein und genau das habe ich mir bei den unzähligen anderen Controllern immer gewünscht. Diese kleine Firma hat sich endlich die Mühe gemacht, vor der sich die großen Hersteller bis heute gedrückt haben. Danke, danke, danke!

Die Implementierung der Software und deren Funktionalität sind also vorbildlich. Wie sieht es mit der Hardware aus? Das Gerät ist bei diesem günstigen Preis verständlicherweise aus Hartplastik, fühlt sich aber sehr robust und wertig an. Nichts wackelt und alles scheint sehr stabil zu sein. Einzig die Bewegung des 100 mm ALPS-Motor-Faders ist deutlich hörbar. Wenn man, wie ich neulich, schnell viele Spuren durchklickt, um ihren Status zu sehen, und der Fader daher sehr schnell hin und her springt, dann stört das ein wenig beim Musikhören. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, dass die anderen Controller wesentlich leiser waren. Für deutlich mehr Geld würde es aber sicher auch leiser gehen. Außerdem habe ich, leider erst hinterher, kurz nachgeschaut: Die Bewegung des Faders kann durch Klick auf ‚Select‘ und den Fader auch vorübergehend deaktiviert werden. Die vielen praktischen Funktionen, wie diese, können natürlich nur sinnvoll genutzt werden, wenn man einen Blick in die Bedienungsanleitung wirft. Das CS12 wird einfach über USB mit Strom versorgt und braucht kein Netzteil, insofern der USB-Anschluss genug Spannung liefert. Die Installation der Software und auch das Firmware-Update waren ein Kinderspiel.