Testbericht: MeterPlugs Loudness Penalty Studio

Das Thema Loudness hat die Audiolandschaft nachhaltig verändert. Wo man sich früher über den sogenannten Loudness-War, also die als ‚kriegerisch‘ gegen die Ohren und den guten Geschmack wahrgenommene sogenannte Hyperkompression, beschwert hat, sind die Stimmen deutlich leiser geworden. Fernsehen und Radio sind heute ausgeglichener in den Unterschieden zwischen Musikstücken, Programmbeiträgen und Werbung und man hat den Eindruck, dass auch in der Musikproduktion der Gedanke gewonnen hat, Limiter stilistisch passend und nicht als gnadenloses Mittel zur Schaffung rekordverdächtig kleiner RMS-Werte einzusetzen. Also alles gut? Könnte man so sehen, aber natürlich hat jede Münze zwei Seiten. Durch die Vielzahl an verschiedenen Streaming-Anbietern (Spotify, Tidal, Dezer…) und/oder Kaufplattformen (Apple Music, Amazon…) besteht nun die Herausforderung, deren individuellen Systeme zur Loudness-Anpassung kennenzulernen und die Auswirkungen auf die eigenen Produktionen abzuschätzen. Eine komplexe, zeitintensive und nervige Aufgabe. Diese möchte die Firma Meterplugs mit ihrem Produkt „Loudness Penalty Studio“ deutlich einfacher machen.

Um zu verstehen, mit welcher Problematik wir konfrontiert sind, braucht es eine etwas längere Betrachtung der Hintergründe. Wer darauf verzichten möchte, kann direkt zum Abschnitt ‚Loudness Penalty Studio‘ springen. Basis der Problematik ist, dass seit Einführung des Loudness-Standards ITU-R BS.1770 nun zwar eine international ‚normierte‘ und allgemein akzeptierte Messmethodik für die Loudness zur Verfügung steht, die aus der Messung resultierenden ‚Konsequenzen‘ aber undefiniert bleiben. Die Festlegung von km/h als Einheit für die Geschwindigkeit bei Autos genügt schließlich auch nicht, um den Verkehr sinnvoll zu regeln. Es bedarf auch noch der Vorgaben von Mindest- und Höchstgeschwindigkeiten. Im Rundfunk sind solche Vorgaben in den meisten Ländern relativ klar definiert. Wer eine Produktion ins Fernsehen bringt, muss sich an die entsprechenden Empfehlungen oder Normen, in Europa (beziehungsweise unter den EBU-Mitgliedern) zum Beispiel die EBU R128, halten. In vielen Ländern ist dies nicht nur vorgeschlagen, sondern gesetzlich forciert. In den meisten Fällen halten sich auch die privaten Stationen an die entsprechenden Landesvorgaben oder sind dazu gezwungen. Anders ist dies im Internet. Für Streaming-Plattformen wie YouTube oder Spotify gelten keine gesetzlichen Regelungen und so musste sich das Konzept der Loudness-Normalisierung hier erst durch langsame und geduldige Lobbyarbeit durchsetzen. Sinnvoll ist dies in jedem Fall, denn erstens ist auch hier die Problematik der Loudness-Sprünge beim Wechsel von Streams ein sehr anstrengendes Problem und schließlich konkurrieren alle Medien am Ende im Internet miteinander. In den Anfangstagen gab es hier zum Teil einen sehr weitreichenden Wildwuchs. So hatten manche Anbieter zunächst eine von der ITU 1770 abweichende Messmethodik im Einsatz und jedes Unternehmen verfolgte ein eigenes Reglement für die Ziel- und Grenzwerte.