Story: 75 Jahre Schoeps
In einer Zeit des schnellen Wandels wirkt ein Unternehmen wie Schoeps, das in diesem Jahr auf eine 75jährige Unternehmensgeschichte zurückblicken kann, wie ein Fels in der Brandung. Seit rund fünfzig Jahren zieren diese kleinen grauen, absichtlich unscheinbaren Mikrofone die Konzertbühnen unseres Planeten als untrennbarer Bestandteil jeder Aufnahme oder Live-Übertragung. Die Tonmeister sprechen liebevoll von ‚ihren Schoepsen‘ und meinen damit in der Regel das weltweit erfolgreiche Mikrofon-Baukasten-System ‚Colette‘, das im Wesentlichen den Markenkern des Herstellers repräsentiert. Gegründet wurde das Unternehmen von Dr.-Ing. Karl Schoeps als ‚Schalltechnik Dr.-Ing. Karl Schoeps‘ im heutigen Karlsruher Stadtteil Durlach, wo das Unternehmen bis heute beheimatet ist. Karl Schoeps war der Vater des heutigen Inhabers Ulrich Schoeps, der 1980 in die Firma eintrat und sich 2015 nach 35 Jahren Betriebszugehörigkeit und über 28 Jahren als Geschäftsführer aus dem aktiven Dienst zurückzog. Der erste Schoeps-Mitarbeiter nach Gründung wurde Dr.-Ing. Wilhelm Küsters, ein Kommilitone Karl Schoeps‘ aus der Studienzeit an der Technischen Hochschule in Karlsruhe.
Die Firma Schoeps hatte in den Anfangsjahren noch keine klare Produktstrategie – der Name ‚Schalltechnik‘ stand ganz allgemein für Schallaufnahme- und Beschallungstechnik. Zum Beispiel wurden im Hause Schoeps Berechnungen für Kino-Beschallungsanlagen durchgeführt und Tonbandgeräte in kleiner Stückzahl gefertigt. Der erste Vertreter des heute klar definierten Unternehmensziels war das CMV 50/2, das erste Schoeps-Kondensatormikrofon mit für heutige Verhältnisse gigantischen Ausmaßen.
Die Freundschaft zu einem französischen Handelsvertreter mit besten Kontakten zum französischen Rundfunk ermöglichte Karl Schoeps schon in den Anfangsjahren eine beachtliche Marktposition, die dort bis heute erhalten geblieben ist. Mehr als die Hälfte der damaligen Fertigung wurde nach Frankreich exportiert. Die Geschichte der Firma Schoeps niederzuschreiben, ist nicht möglich, ohne einen ganz bestimmten Namen zu nennen: Dipl.-Ing. Jörg Wuttke. Er begann seine bemerkenswerte berufliche Karriere im Jahre 1970 als Schoeps-Entwicklungsingenieur und avancierte sehr schnell zum technischen Leiter, als sein Vorgänger Wilhelm Küsters überraschend 1971 verstarb. Jörg Wuttke führte das berühmte Mikrofonsystem Colette ein und war bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2007 das Gesicht der Marke auf allen internationalen Messen und Veranstaltungen. Im Jahre 1997 würdigte Ulrich Schoeps seine Verdienste um das Unternehmen und machte ihn zum Mitgesellschafter. Jörg Wuttke verfügt über einen ungeheuren Mikrofonwissensschatz und betätigt sich bis heute als technischer Berater und Redner auf zahlreichen internationalen Fachveranstaltungen. Im Jahre 1978 wechselte Schoeps die Rechtsform mit der Gründung der GmbH, was nichts am Status der Firma als Familienunternehmen änderte. Ulrich Schoeps wurde 1986 neben seinem unermüdlich arbeitenden Vater Geschäftsführer, der bis zu seinem Tode 1993 täglich in die Firma kam. Als Jörg Wuttke 2007 in den (Un)Ruhe-Stand ging, wurde Dr. Helmut Wittek, der ein Jahr zuvor in die Firma eingetreten war, zu seinem Nachfolger ernannt. Er setzte die Tradition seines Vorgängers fort, Mikrofonwissen in Aufsätzen und Vorträgen zu vermitteln und trat 2009 auch in die Geschäftsführung ein. Als sich Ulrich Schoeps 2015 aus dem aktiven Geschäftsleben zurückzog, wurde die Diplom-Medienberaterin Karin Fléing neben Helmut Wittek zur Co-Geschäftsführerin ernannt, die bereits zuvor als Leiterin Sales & Marketing für das Unternehmen tätig war. Das neue Führungsteam pflegt mit großer Sorgfalt das technologische Erbe des Traditionsunternehmens, ohne dabei zukünftige Marktchancen und neue Technologien aus dem Auge zu verlieren.