Testbericht: SPL Channel One und Track One Mk3

Die Word-Datei meines ersten Channel-One-Tests stammt vom 25. Januar des Jahres 2000. Gut zwei Jahrzehnte später entschließt sich SPL, seine ‚Studioline‘ in Teilen nicht nur optisch einem Facelift zu unterziehen, sondern auszugsweise auch die Innereien zu überarbeiten, was in besonderem Maße für den Channel One Mk3 zutrifft, den man fast als ‚Neuentwicklung‘ bezeichnen könnte, wenn er nicht zu einem größeren Teil bereits existierende Bearbeitungsmodule enthalten würde. ‚Geliftet‘ wurden auch der hier eher eine Nebenrolle spielende Track One Channelstrip, der Vitalizer Mk3-T, der Transient Designer 4 Mk2 und der Summierer MixDream XP Mk2. Ebenfalls in neuem All-Black-Design erstrahlen die Mikrofonvorverstärker Crescendo Duo und Crescendo 8 sowie der De-Esser Mk2. Im in vielerlei Hinsicht goldenen Jahr 2000, das auch für den Studio Presse Verlag das erfolgreichste Jahr in der gesamten 46jährigen Unternehmensgeschichte war, bewarb sich SPL mit mattgoldenen Geräte-Fronplatten um die Gunst der Studios, die damals noch den Hauptkundenstamm des professionellen Audiogewerbes repräsentierten.

Viel mehr aber noch sprach man über das Bedienkonzept dieses Channelstrips, der, im Unterschied zum Wettbewerb, auf eine besonders einfache Bedienung ausgelegt war. Es ging darum, die wesentlichen Elemente bei der Aufnahme vor dem Eintritt in die digitale Ebene ‚mit einem Dreh‘ zur Verfügung zu haben und dabei den Schwerpunkt der Bearbeitungsstufen mit Kalkül auf wesentliche Funktionen zu legen. Diesem Konzept ist der Hersteller auch mit der Mk3-Version des Kanalzugs treu geblieben, jedoch wurden einige Interna ergänzt beziehungsweise überarbeitet. Ob ein im Prinzip über zwanzig Jahre altes Gerätekonzept ‚mit kleinen Änderungen‘ auch heute noch den Bedarf seiner Anwender deckt, werden wir in diesem Beitrag herausfinden. Dazu muss man in Betracht ziehen, dass sich der Audiomarkt in den vergangenen zwanzig Jahren massiv verändert hat. Wenn wir heute von professioneller Audiotechnik sprechen, bleibt nur eine relativ kleine Schar von Adressaten übrig. Alle anderen bilden den breiten Sockel der Tonproduktion auf allen Ebenen, die heute weniger als jemals zuvor von Musikprojekten beherrscht wird, sondern vor allem Podcaster, Blogger und YouTuber auf den Plan ruft, die selbst Radio oder Fernsehen spielen wollen und dafür dummerweise auch Ton brauchen. Für diese Anwender wäre selbst der Channel One Mk3 in seiner raffinierten Schlichtheit noch zu komplex. Glücklicherweise gibt es aber ausreichend viele, sich selbst produzierende Künstler im Bereich Musik, die dankbar für ein universelles, einfach zu verstehendes Frontend sind. Das ist auch der Grund, warum ein solches Gerät besonders heute eine Berechtigung hat. Den Channel One Mk3 könnte man als ‚Generiker‘ unter den Channel Strips verstehen: neutral, universell, komplett, schnell, einfach und auf den Punkt. Ganz nebenbei lernen die Anwender, die den Wert eines hochwertigen Frontends für sich entdeckt haben, dass man auch beim Mischen diese analoge Technik zum klanglichen Vorteil einsetzen kann. In dieser Hinsicht bekommt der Channel One Mk3 als ‚analoges Plug-In‘ fast missionarische Züge.