Testbericht: Lehmannaudio Linear II Pro

Es gibt Geräte im Studio, die einfach ‚ganz unkreativ‘ ihren Dienst verrichten und deren Qualität manchmal nicht mit letzter Konsequenz hinterfragt wird. In vielen Fällen sitzen diese treuen Helfer jedoch an neuralgischen Stellen der Studioarchitektur und sind mit ihren Eigenschaften ganz erheblich an der finalen Audioqualität und dem Output eines Studios beteiligt. Dazu gehören zum Beispiel Audio-Interfaces oder AD/DA-Wandler, die das Niveau der kompletten Signalkette bestimmen, aber auch Monitor-Controller und Kopfhörerverstärker, die im Zusammenspiel mit den Lautsprechern und dem Kopfhörer für die Abhörpräzision sorgen, die ein entscheidungssicheres und auf die Kreativität konzentriertes Arbeiten ermöglicht. Dass man einen Kopfhörerverstärker überhaupt braucht, ist nicht so ohne weiteres einzusehen, denn Audio-Interfaces, Wandler und Monitor-Controller werden schon irgendwo eine Klinkenbuchse haben, die mit einem Kopfhörersymbol versehen ist und den guten Ruf der Marke qualitätsmäßig repräsentiert. Schön, wenn es immer so wäre. Außerdem beschäftigt man sich doch lieber mit Soft- und Hardware-Werkzeugen, die den eigentlichen, kreativen Produktionsprozess begleiten und das Magier-Image ihres Nutzers unterstreichen.

Seit ich vor gut zehn Jahren den Kopfhörer als erstzunehmende Bewertungsinstanz im Produktionsprozess entdeckte – für mich bis zu diesem Zeitpunkt ein besserer Taktgeber für die Musiker im Aufnahmeraum oder klanglich beliebige Lupe beim Aufspüren von Signalstörungen – veränderte sich auch meine Einstellung zu Kopfhörerverstärkern. Die Top-Notch-Magnetostaten, die mir dieses bislang unbekannte, extrem präzise Hörerlebnis bescherten, deckten dummerweise auch klangliche Unterschiede bei Kopfhörerverstärkern mit erschreckender Leichtigkeit auf. Meine bisherige Erfahrung: Ja, es gibt deutliche klangliche Unterschiede zwischen der ‚Buchse‘ und einem dedizierten Gerät. Wenn man sich allerdings dort in der gehobenen Qualitätskategorie bewegt, entscheidet oft nur noch das messtechnische Zielfoto und die Unterschiede zwischen den Kopfhörern selbst fallen sehr viel größer aus. Diese Hörerfahrung sollte mich zunächst auch beim Test des Linear II Pro von Lehmannaudio begleiten. Namensgeber und Firmeninhaber Norbert Lehmann besuchte mich in Oberhausen und brachte das ‚normale‘ Kopfhörerverstärker-Modell Linear Pro und den eigentlichen Testkandidaten mit der römischen Zwei mit. Ich war sehr froh über dieses Angebot, denn so konnte ich einen markeninternen Vergleichstest machen, der in mir allenfalls die Aufregung verursachte, keine Unterschiede hören zu können.