Testbericht: Cranborne Carnaby HE2
Seit ein paar Monaten bin ich stolzer Besitzer eines Carnaby HE2 Harmonic EQ, der inzwischen in meinem Studio bei nahezu jeder Mastering-Session zum Einsatz kommt. Die von Cranborne Audio erdachte Sättigungsschaltung erzeugt spektral-dynamische Komponenten, die ich in dieser (sehr musikalischen und natürlich klingenden) Form mit keinem anderen Werkzeug generieren kann. Der dynamische Sättigungsprozess, der Einzelsignale, Gruppen oder den gesamten Mix wahlweise lebendiger, frischer, wärmer, präsenter, druckvoller (oder auch alles zusammen) macht, arbeitet pegel- und frequenzabhängig und ist in der Intensität über den globalen Eingangs- und Ausgangspegel sowie über drei Frequenzbänder einstellbar, die harmonische Inhalte sowohl bei der Anhebung als auch der Absenkung der dominanten Frequenz gezielt stimmbar erzeugen. Das Eingangssignal wird also praktisch mit neuen spektralen Inhalten in Form von sehr musikalisch klingenden Obertonstrukturen angereichert beziehungsweise ergänzt.
Meine erste Begegnung mit diesen Gestaltungsmöglichkeiten erlebte ich Ende 2023, als ich das Carnaby 500 Modul des britischen Herstellers als Stereoset testen durfte und nach dem Test auch nicht wieder hergeben wollte. Erst die Ankündigung der HE2 19-Zoll-Variante auf gleicher technologischer Basis zur NAMM 2024, mit erweiterter Ausstattung, überzeugte mich, die Module zurückzugeben, bescherte mir jedoch mehrere Wochen, gefühlt Jahre, quälender Wartezeit bis zur Auslieferung. Ideenbasis für den HE2 (und das Geschwistermodul im 500er Format) ist eine Sättigungsschaltung, die im Camden 500 Mikrofon-Verstärker-Modul in weniger komplex einstellbarer Form mit einem Kippschalter für zwei Modi und einem Regler für die Intensität dazu diente, eine an sich ‚alltägliche‘ Funktion, das saubere Verstärken eines Mikrofonsignals, durch eine zuschalt- und regelbare ‚Farbe‘ interessanter zu gestalten.