Hörtest: DCA Noire X
Dan Clark begann seine unternehmerische Laufbahn als ‚Tuner‘ eines Fostex-Kopfhörers. Der gelungene Versuch, etwas Vorhandenes besser zu machen, resultierte in dem Wunsch, das erworbene Know-how in die Entwicklung eines komplett eigenen Kopfhörermodells zu investieren. Daraus entstand das erste Produkt mit dem etwas kurios anmutenden Namen ‚Alpha Dog‘, korrekt übersetzt mit ‚Alphatier‘. Inzwischen verfügt der Hersteller mit den Ether- und AEON-Serien, dem Expanse und Stealth sowie dem E3 über ein sehr beeindruckendes Portfolio aus dem Reich der Magnetostaten, das sich in einer markt- oder anwenderfreundlichen Preisspanne bewegt. Für Profis, die auf Wirtschaftlichkeit achten müssen, steht zwar die Entscheidungssicherheit beim Hören an erster Stelle, doch muss sich ein zu diesem Zweck erworbenes Werkzeug natürlich auch der Frage nach der Amortisation stellen, die wir am Schluss dieses Beitrags beantworten wollen.
Geschlossene Kopfhörer sind im Studio eigentlich Standard, allerdings im Aufnahmeraum auf den Köpfen der Musiker. Der Kopfhörermix als Quelle der Orientierung und Inspiration soll vom eigentlichen Schallgeschehen im Aufnahmeraum möglichst unbeeinflusst bleiben. Dabei kommt mir der Gedanke, dass Kopfhörer in offener Bauweise nicht automatisch ‚offen‘, ebenso wenig wie geschlossen konstruierte Kopfhörer zwangsläufig ‚beengt‘ klingen müssen. Eine Spezialität des in San Diego ansässigen Kopfhörerspezialisten ist daher, Kopfhörern mit geschlossenem Gehäuse ein offenes Klangbild zu verleihen, um die Vorteile einer Geräuschabschottung nach außen nicht mit einem resonanten Gehäuseklang erkaufen zu müssen. Auch das ‚Alphatier‘, der erste Kopfhörer aus der Feder von Dan Clark, verfolgte bereits dieses Ziel. Es gibt mittlerweile einige Produkte auf dem Markt, die das Hören über Lautsprecher via Kopfhörer nach- und abbilden. Es handelt sich zwar um eine psychoakustische Illusion, soll aber dem Vernehmen nach zum Teil recht ordentlich funktionieren. Eigene Erfahrungen dazu konnte ich noch nicht machen. Diese Produkte adressieren natürlich vor allem Anwender, die keinen funktionierenden Raum zur Verfügung haben, denn, warum sollte ich eine Emulation nutzen, wenn ich einen optimierten, echten Raum mit Lautsprechern haben kann? Dieser Gedanke führt mich zu der Frage, welche Rolle heute ein ‚Referenzkopfhörer‘ bei der Produktionsarbeit spielen soll. Ich sehe ihn als willkommene Ergänzung zu einer funktionierenden Lautsprecher-Abhörsituation, nicht als Ersatz. Der Kopfhörer ist jedoch inzwischen auch aus einem anderen Grund sehr wichtig geworden, denn die überwiegende Zahl der Musikhörer läuft mit In- oder Over-Ears in der Weltgeschichte herum. Die spezielle Stereoabbildung, die der Kopfhörer liefert, lässt sich ja auch als ‚Stilmittel‘ verwenden und braucht dementsprechend eine Prüfinstanz. Auch beim mobilen Einsatz leistet der Kopfhörer wertvolle Dienste als ‚Hörreferenz zum Mitnehmen‘. Besonders in diesem Fall ist ein geschlossener Kopfhörer eine sehr hilfreiche Angelegenheit, um zum Beispiel vor Ort penetrante raumakustische Bedingungen auszublenden.