Studiotalk: Studio Wong

Das Haus in der Forster Straße 5 ist ein altes Berliner Gewerbegebäude im ersten Hinterhof, wie es sie hier häufig gibt. Doch dieses Haus ist etwas Besonderes, denn es beherbergt fast ausschließlich Musiker, Proberäume und Studios. Hier im Haus haben oder hatten nicht nur bekannte Künstler wie die Bands Seeed, Rosenstolz (als es sie noch gab) und die Turntablerocker ihren Sitz, sondern haben viele, meist etwas weniger bekannte Künstler ihre Arbeit, kreative Heimat, Freunde und Kollegen gefunden. Inmitten dieses Talent-Pools befindet sich das Studio Wong, welches seit 2005 an diesem Ort ist und damit zu den ersten Mietern gehörte, als das Haus für die Kunst erobert wurde.

Gegründet wurde Studio Wong von Andi Bukelini und  Olli Wong. Damals gab die Hausverwaltung an, dass gebaut werden dürfe, sobald 50 Prozent der Räumlichkeiten vermietet seien. Dies gelang recht schnell und so gehörte das Team zu den ersten, die 2004 damit begannen, neues Leben in die Forster Straße 5 zu bringen. Die beiden betreiben das Studio gemeinsam mit wechselnden Kollegen und Freunden und hatten über die vergangenen 18 Jahre das Glück, mit wunderbaren Künstlern wie Rainald Grebe, Beatsteaks, Slut, Disco Ensemble, Bosse, Peter Fox, Tim Neuhaus und dem leider verstorbenen Demba Nabé (Seeed, Boundzound) arbeiten zu dürfen. Diese Liste ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt, aber sie illustriert das hohe Niveau, auf dem im Studio Wong gearbeitet wird. Die Forster Straße 5 als kreativer Pool konnte sich dabei früh bewähren, berichtet uns Olli Wong: ‚Die erste Scheibe, die wir hier gemacht haben, war das Debütalbum meiner Band Gods of Blitz. Die Turntablerocker haben dann davon gleich einen Remix gemacht.‘ Stilistisch greift das Studio den Vibe der 1970er Jahre auf. Orangene Muster, runde Lampen und natürlich überall kleine Details, wie das Monster-Studiomaskottchen, die für Gemütlichkeit sorgen. Zum Studio gehören vier Räume. Die großzügige Regie mit 25 Quadratmetern Platz beherbergt ein 36-kanaliges Neve V3 Mischpult und zahlreiche Outboard-Racks mit exquisiter Equipment-Auswahl. Hier finden sich neben Telefunken-Preamps, Urei Kompressoren und Lexicon 480L zum Beispiel auch ein MCI JH-500 Channelstrip. Für die Aufnahme steht ein Pro Tools-System zur Verfügung, analoge Connaisseure können auf Wunsch jedoch auch auf einer Otari MX80 Mehrspurbandmaschine oder Studer A807 Stereomaschine aufnehmen lassen. Direkt angrenzend und mit einer großen Scheibe einsehbar, befindet sich der 40 Quadratmeter große Aufnahmeraum. Mit seiner ausgeglichenen Raumakustik ist er universell ausgelegt. An ihn angrenzend gibt es einen zweiten Aufnahmeraum, der mit eher schallharten Oberflächen gebaut wurde, um gezielte Reflexionen zum Beispiel für Schlagzeugaufnahmen einsetzen zu können. Dieser zwar kleinere Raum bietet mit immerhin noch 30 Quadratmetern und Decken in (abgehängter) Altbauhöhe ein gutes Volumen für druckvollen Sound. Zusätzlich gibt es noch eine kleinere Edit-Suite, die mit knapp 20 Quadratmetern noch immer bequemes Arbeiten ermöglicht. Natürlich sind die Räume alle akustisch abgekoppelte Raum-in-Raum-Konstruktionen mit kontrollierter Raumakustik, Tageslicht und Klimatisierung. Studio Wong bietet also ideale Voraussetzungen für die Live-Aufnahme, auch von größeren Band-Besetzungen.