Interview: Visions Of Sound Award

Hier vom ‚kleinen‘ gallischen Dorf zu sprechen, das als letztes tapfer Widerstand leistet, wäre vielleicht etwas zu dramatisch formuliert und vor allem unverständlich für diejenigen, die ‚Asterix und Obelix‘ nicht kennen, jedoch kann man die ‚Visions Of Sound‘ Idee durchaus als Subkultur gegen den Ausverkauf der Musik durch die großen Streaming-Anbieter verstehen. Visions Of Sound ist keine Protestbewegung, sondern präsentiert sich mit einem nachvollziehbaren Konzept, das Musik in einer hochwertigen Verpackung und der Blu-ray als Tonträger in den Mittelpunkt rückt. Tatsächlich dürfen wir nicht vergessen, dass die Musikindustrie ihre Existenz dem Tonträger und der Reproduktionsfähigkeit von Musik verdankt. Das Musikgeschäft hat sich unterdessen massiv verändert. Der Künstler mit Manager, Label und Vertrieb hat sich als Wertschöpfungsmodell durch Streaming komplett zerlegt. Jeder Künstler kann sich heute praktisch selbst vertreiben, aber es wird damit erfahrungsgemäß auch kein Geld mehr verdient. Primär steht das digitale Geschäft im Fokus, während physische Tonträger parallel zum noch existierenden Marktbedarf mitlaufen. Mit Herzblut als Tonträgervertrieb aufzutreten, kommt scheinbar niemandem mehr in den Sinn. Genau hier setzt Christoph Diekmann mit seiner Idee an und wirbt aktiv mit regelmäßigen Events und Vorführungen immersiver Produktionen, der Vision Of Sounds Roadshow, ganz aktuell zusätzlich durch die Auslobung eines Preises, den Vision OF Sounds Award, für den hochauflösenden, physischen Tonträger als gegenüber Streaming in qualitativer Hinsicht überlegenes Format.

Christoph Diekmann ist studierter klassischer Gitarrist mit vorausgegangener kaufmännischer Ausbildung. Das Herz aber wollte zur Musik, worauf viele Konzertjahre folgten, begleitet von umfangreicher pädagogischer Arbeit. Christoph Diekmann begann mit dem Aufbau eines Labels, betätigte sich im Bereich Künstler-Management und auch als Musikverleger. Kurzum, alle in diesem Segment denkbaren Betätigungsfelder wurden durchexerziert. Bis 2015 arbeitete Diekmann für das damals ‚größte Replikations- und Distributionsunternehmen für Entertainmentprodukte‘, kurz Sony DADC. Zug um Zug verlagerte sich das Musik-Business immer weiter in Richtung Streaming und für den physischen Tonträger wurde es immer schwieriger. ‚Mich hat das Streaming nie interessiert, als im Grunde minderwertiges Produkt‘, erläutert Christoph Diekmann. Er als Künstler begeisterte sich eher für die hochwertige Produktion im Studio, was die Gründung von ‚addvalue Solutions‘ nach sich zog. Diese Firma sollte den Mehrwert in der Musik heben, der im Studio bei der Aufnahme beginnt, verbunden mit der Frage, was man mit hochwertigen Studioaufnahmen sinnvollerweise anfangen kann. Darüber schien niemand nachzudenken. Zu diesem Zeitpunkt entstand der Kontakt zu ‚Pure Audio‘ und Stefan Bock, der sich bereits auf dem Weg zu neuen Konzepten befand – HiRes Audio auf Blu-ray mit Pure-Audio-Navigation, eine schöne Lösung, die sofort in das addvalue-Portfolio aufgenommen wurde. Von dort aus ging es weiter in Richtung Produktion vor dem Hintergrund der langjährig gesammelten Erfahrungen bei Sony. Im Mittelpunkt standen hochwertige haptische Musikprodukte mit exklusiver Verpackung. Die früheren Schallplatten-Zapfstellen für den Massenmarkt starben langsam aus, dafür kam eCommerce mit gewaltigen Schritten. Eine an diese Entwicklung angepasste Logistik musste eine Mischform aus Distributionsmöglichkeiten sein, mit denen man aus ein und demselben Lager die Konsumenten, aber auch die Händler gleichermaßen effizient beliefern kann. Da sich keine geeigneten Partner fanden, entwickelte Christoph Diekmann eine eigene Lösung. Der Vertrieb wurde 2018 unter der Marke ‚Prime Audio Distribution‘ zusammengefasst, da es ja inhaltlich um die beste Klangqualität gehen sollte. Diese Themenbereiche vermengen sich aktuell ein wenig mit AREA Entertainment, einer PR-Agentur, die Diekmann schon seit 1996 betreibt. AREA macht unter anderem Album- und Tour-PR für Künstler, entwickelte aber auch ‚Visions Of Sound‘ als Event, der Konsumenten seit 2022 an die Mehrkanal-Audiowiedergabe und Blu-ray Audio als Träger hochwertiger immersiver Inhalte heranführt. Alle Aufgaben werden von einem Personalkern bewältigt, der aus vier Leuten besteht, die nach Bedarf von freien Mitarbeitern unterstützt werden. Ziel war und ist, möglichst schlank und effektiv arbeiten zu können und so für Künstler, die autark in einer DIY-Situation ihre Inhalte vermarkten ein adäquater Partner von der Öffentlichkeitsarbeit bis zum Vertrieb zu sein. Ich lade Sie nun ein, meinem Gespräch mit Christoph Diekmann zu folgen. Ich war neugierig auf die Argumente für den Tonträger als Alternative zum Streaming und wollte auch wissen, wie es um die Akzeptanz immersiver Tonformate im Kreise anspruchsvoller Hörer bestellt ist.